Elena Kristofor, Laura Sperl
das T/abor, Wien
2022
Ich betrete den Ausstellungsraum und befinde mich im Nebel. Nach wenigen Minuten sind meine Sehnerven wieder geschärft und ich erkenne im weißen Schleier vier Fotografien und eine Videoarbeit luftig verteilt an den Wänden. Um Genaueres sehen zu können, trete ich sehr nahe an die Werke heran. Eine Fotografie zeigt einen stark angewinkelten Ellenbogen, der hinter einem gespaltenen Baumstamm im dichten, dunkelgrünen Wald hervorragt. Er ist der einzige Hinweis auf die Person dahinter. Ein Nebelschwaden umhüllt den Stamm und bricht an ihm auf. Auf einer anderen Fotografie sehe ich den gleichen Baumstamm, eine Hand kommt seitlich zum Vorschein. In einer weiteren hält sich eine Person an ihm fest, nur ein Bein und zwei Arme sind sichtbar. Inmitten des Waldes mutet eine Kopfstand-Pose in schwebendem Zustand surrealistisch an und entführt in eine Traumwelt. Oberkörper und Arme verschwinden fast gänzlich im Nebel, der die Szenerie nahezu komplett einnimmt. Wie ein Übergang wird der Nebel im Ausstellungsraum Eins mit dem der Fotografien und erschafft räumlich Nähe zur abgebildeten Waldlandschaft. In der Videoarbeit taucht die Protagonistin in einer nebelverhangenen Wald-Umgebung auf und folgt eigenen körperlichen Impulsen, offenbar vom Nebel angeregt. Das zunächst sanfte und vorsichtige tänzerische Wechselspiel zwischen Person und Nebel steigert sich zu einem bestialischen und kämpferischen Hin-und-Her, das sich – nachdem der Nebel die Frau zu Boden geworfen hat – schließlich auflöst und die beiden ein spielerisches, neues Miteinander finden.
Corina Lueger, Auszug aus dem Text zur Ausstellung, erschienen im Ausstellungskatalog, 2022
